Dopamin und Vitamin

Update: Parkinson und die B1 Therapie

 

Levodopa und der Mangel an Vitamin B12 und Folsäure

……..Was hat es damit auf sich?………….

„Empfehlen Sie Ihren Patienten mit Parkinson-Syndrom bei Therapie mit Levodopa oder Duodopa ein Vitamin-B-Mischpräparat oder 5 mg Folsäure pro Tag wie in der Schwangerschaft. Dass damit auch Polyneuropathien aufgrund eines B-Vitamin-Mangels verschwinden, ist ein weiterer günstiger Effekt.“

Mit diesem Zitat aus dem Jahr 2015 macht Prof. Müller auf ein Problem aufmerksam, welches hier wissenschaftlich fundiert nachzulesen ist.

Der Teufelskreis zwischen Homocystein, Methylgruppenabgebenden Vitaminen und chronischer Levodopa-Einnahme bei der Parkinson-Krankheit (1)

Das Autorenteam Prof. Müller, Berlin, und Prof. Riederer, Würzburg, zeigt in seiner neuesten Arbeit, dass Vitamine in der Lage sind, die als „pathogenetische Mechanismen“ bezeichneten Auswirkungen der regelmäßigen Einnahme von Levodopa zu kontrollieren.

Angesichts der Tatsache, dass „71,8 % der Patienten Levodopa als Erstlinientherapie erhalten(2), wiegt diese Erkenntnis besonders schwer.

Was ist Homocystein? HC. ist eine Aminosäure, die im Körper als Teil des normalen Stoffwechsels gebildet wird. Eine hohe Homocystein-Konzentration im Blut kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter genetische Veranlagung, Mangel an Vitaminen wie B6, B12 und Folsäure sowie bestimmte Erkrankungen.

Was sind Methylgruppenabgebenden Vitaminen? Praktisch alle bekannten B-Vitamin:
Vitamin B1 (Thiamin)
Vitamin B2 (Riboflavin)
Vitamin B3 (Niacin)
Vitamin B5 (Pantothensäure)
Vitamin B6 (Pyridoxin)
Vitamin B7 (Biotin)
Folsäure (Vitamin B9)
Vitamin B12 (Cobalamin)

Diese Vitamine sind wichtig für den normalen Stoffwechsel des Körpers und spielen verschiedene Schlüsselrollen bei der Methylierung und anderen biochemischen Prozessen.

Was ist Methylierung? Methylierung ist ein wichtiger biochemischer Prozess, der für viele Stoffwechselvorgänge und biologische Funktionen in unserem Körper entscheidend ist. Wie dieser Prozess gestört werden kann und welche Rolle Levodopa dabei spielt, ist Gegenstand dieses Artikels.

Abstract Teil eins:

„Ein Biomarker für eine verminderte Methylierungskapazität ist ein erhöhter Homocysteinspiegel. Sie erhöhen das Risiko für das Auftreten von Gefäßkrankheiten und tragen zum Fortschreiten der chronischen Neurodegeneration (Anm. d. Red.: Parkinson und Multiple Sklerose) und des Alterns bei.

In dieser Übersichtsarbeit werden die Zusammenhänge zwischen Homocystein, dem Verzehr von Vitaminen, die Methylgruppen spenden (Anm. d. Red.: B12, B9, B6), und den Auswirkungen auf krankheitsauslösende Mechanismen bei mit Levodopa behandelten Parkinson-Patienten diskutiert.

Wir kommen zu dem Schluss, dass wir Patienten, die mit Levodopa behandelt werden, empfehlen, sich mit methylgruppenspendenden Vitaminen (Anm. d. Red.: B12, B9, B6) zu substituieren.

Dies ist unbedenklich in Bezug auf die Anwendung von Folsäure, Methylcobalamin oder Hydroxocobalamin (Anm. d. Red.: beides B12)“.

Doch damit nicht genug. Im zweiten Teil ihrer Arbeit schlagen die beiden Praktiker vor, die Rolle von Levodopa als Auslöser von „oxidativem Stress und“ „mitochondrialer Dysfunktion, Eisenanreicherung und pathologischer Proteinakkumulation neu zu bewerten. Zu diesem Thema demnächst an anderer Stelle mehr.

Abstract Teil zwei:

„Darüber hinaus schlagen wir eine kritische Diskussion über den Wert der verschiedenen populären Hypothesen über die Mechanismen, die zur Entstehung der Parkinson-Krankheit führen, vor.

Die Ergebnisse von Studien mit akuter Levodopa-Exposition beschreiben die Entstehung von oxidativem Stress und eine gestörte Methylierungskapazität, die zu Gendysfunktion führt. Ihr wiederholtes Auftreten trägt langfristig zur Entstehung von mitochondrialer Dysfunktion, Eisenanreicherung und pathologischer Proteinakkumulation bei.

In der aktuellen Forschung werden diese epigenetischen, metabolischen Folgen der chronischen Levodopa-Anwendung unterschätzt. Um Levodopa-bedingte Nebenwirkungen zu vermeiden, werden ergänzende Behandlungsstrategien empfohlen.“

 Dazu an anderer Stelle demnächst mehr.

Hinzugefügt am 2023-09-04

 

Unter der Überschrift:

Vitamin-B12 -Mangel – Symptome richtig deuten und behandeln

nennt die medizinische Zeitschrift „MMW Fortschritte der Medizin, 2016 . 16 / 158“ einige der Symptome von Vitamin B12-Defizit und zitiert Prof. Karlheinz Reiners, Würzburg, mit den Worten:

Missempfindungen in den Füßen, ein Manschettengefühl um die Unterschenkel, Unsicherheit auf den Beinen, Sturzneigung sowie die Verschlechterung von Gedächtnis, Stimmung und Alltagskompetenz können Hinweise auf ein Vitamin-B12-Defizit sein […].
Bei 10–30% der älteren Menschen über 65 Jahren liegt ein Vitamin-B12 Mangel vor, bei Heimbewohnern sind etwa 40% betroffen […].

Die „Laborinfo 151.3, Stand: 06/2021von Labor 28 ergänzt:
„Besonders im Alter gehen die neurologischpsychiatrischen Symptome (Gangataxie, Parästhesien [Missempfindungen], Abnahme des Vibrations- und Lagesinns, Kraftlosigkeit, kognitive Störungen, Antriebsminderung, Depression, Demenz) den hämatologischen Veränderungen häufig um Monate bis Jahre voraus.“

Bestimmte Personen, wie Vegetarier, Veganer und ältere Erwachsene, haben ein höheres Risiko, einen B12-Mangel zu entwickeln.


Allesamt nicht im Zusammenhang mit Parkinson oder Levodopa spezifizierte Symptome, jedoch durchaus als Symptome im Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung in Verbindung stehend.


Levodopa…………….

Levodopa ist ein Medikament, das zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt wird. Es ist ein Vorläufer des Neurotransmitters Dopamin und wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der an der Regulation von Bewegung, Stimmung und anderen Funktionen beteiligt ist.

Die Bedeutung von Levodopa bei der klinischen Diagnose von Parkinson wird deutlich, wenn wir einen Blick in das
Praxisbuch Neurologische Pharmakotherapie werfen. Dort heißt es:

„Häufigste Form eines Parkinson-Syndroms ist der idiopathische M. Parkinson, dessen klinische Diagnose gestützt wird durch

  1. einseitigen Beginn,
  2. im Verlauf persistierende [fortdauernden] Asymmetrie,
  3. Ruhetremor einer Extremität,
  4. gute Wirksamkeit von Dopamin-Ersatztherapie (> 5 Jahre),
  5. Vorliegen einer L-Dopa-induzierten Dyskinesie,
  6. positives Ergebnis mindestens einer Zusatzdiagnostik z. B. Riechtest, MIBG-Szintigramm) und einen Krankheitsverlauf > 10 Jahre. […]“

Ein Hauptkriterium für das Vorliegen eines „klassischen“ Parkinson-Syndroms (= idiopathisches Parkinson-Syndrom oder Morbus Parkinson) ist, vereinfacht gesagt, das Ansprechen auf L-Dopa, das durch einen L-Dopa-Test ermittelt wird.


…….Levodopa – Segen und Fluch zugleich………..

Für die überwiegende Mehrheit der Parkinson-Patienten ist Levodopa seit vielen Jahren das Medikament „der Wahl“ zur symptomatischen Behandlung der Parkinson-Symptome.

Alternativ und/oder ergänzend werden Dopaminagonisten sowie MAO-B-Hemmer eingesetzt. Spätestens seit dem Erscheinen des Buches „Das Dopamin Dilemma“ (2020) des an Parkinson erkrankten Autors Matthias Dege ist die Erkenntnis über die zum Teil erheblichen Nebenwirkungen der Dopaminagonisten auf dem Weg vom Insiderwissen zur Mainstreammeinung.

 

Dabei sieht es bei Levodopa wenig besser aus. Das Praxisbuch neurologische Pharmakotherapie, 3. Auflage, 2018, listet neben „geschätzt 99“  Levodopa Nebenwirkungen, erstmals auch „Vitamin B12- und Folsäuremangel“ auf.

 

Vitamin B12 und Folsäure (Vitamin B9) sind eng miteinander verbunden und spielen wichtige Rollen im Körper.

Ihr Zusammenhang liegt in der Bildung und Regulierung roter Blutkörperchen sowie im Stoffwechsel von Homocystein, einer Aminosäure.

  1. Folsäure unterstützt die Produktion und Reifung roter Blutkörperchen im Knochenmark. Es ist notwendig, um DNA zu synthetisieren und Zellen zu teilen. Ein Mangel an Folsäure kann zu einer Art von Blutarmut führen, die als megaloblastäre Anämie bezeichnet wird.
  1. Vitamin B12 ist wichtig für die Aufnahme und den Transport von Folsäure im Körper. Es ist erforderlich, um Folsäure in eine aktive Form umzuwandeln, die vom Körper verwendet werden kann. Ohne ausreichendes Vitamin B12 kann Folsäure nicht ordnungsgemäß verwendet werden, selbst wenn es in der Ernährung ausreichend vorhanden ist.
  1. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu einem sekundären Mangel an Folsäure führen, da die Umwandlung und Verwendung von Folsäure gestört ist. Dies kann zu ähnlichen Symptomen führen, wie Müdigkeit, Blutarmut und neurologischen Problemen.

Es ist wichtig, dass sowohl Vitamin B12 als auch Folsäure in ausreichenden Mengen im Körper vorhanden sind, um normale Blutbildung, zelluläres Wachstum und Funktion des Nervensystems sicherzustellen. Ein Mangel an einem der Vitamine kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen


Halbwertszeiten von Vitamin B12 und Folsäure

Die Halbwertszeit ist die Zeit, die benötigt wird, um die Hälfte der Menge eines bestimmten Stoffes im Körper abzubauen. Die Halbwertszeiten von Vitamin B12 und Folsäure können variieren, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Stoffwechselrate, individuellen Unterschieden und der Art der Verabreichung (z. B. oral oder intravenös).

„Normalerweise werden ca. 2 mg Vitamin B12 in der Leber gespeichert, weitere 2 mg sind außerhalb der Leber gespeichert. Dieser Vitaminvorrat würde bei unterbrochener Zufuhr für 3 Jahre ausreichen, da die biologische Halbwertzeit des Vitamins B12 bis zu 2 Jahren beträgt. – Tagesbedarf ca. 5 g. Normaler Vitamin B12-Wert im Serum: 150 – 800 pmol/l.“ (Innere Medizin, 2023, Gerd Herold)

„Folsäure-Stoffwechsel:

Folsäure ist in der Nahrung (Gemüse, Leber) als Polyglutamat enthalten, wird im Dünndarm in die Monoglutamatform dekonjugiert. Die in der Leber gespeicherte Folsäure (ca. 5 mg) reicht bei fehlender Zufuhr für ca. 3 Monate.
Empfohlene tägliche Zufuhr: 300 µg, Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende 500 µg Normaler Folsäurewert im Serum: 7 – 36 nmol/l“
(Innere Medizin, 2023, Gerd Herold)

An anderer Stelle heißt es:

Die Leber ist das Hauptspeicherorgan [von Vitamin B9] und reguliert die Versorgung anderer Organe. Die biologische Halbwertszeit (Zeit, in der die Konzentration eines Stoffes durch biologische Prozesse auf die Hälfte abgesunken ist) von Vitamin B9 liegt bei etwa 100 Tagen. Aufgrund der geringen Körperreserven kann der Vitamin B9-Serumspiegel unter folatfreier Ernährung nur 3-4 Wochen aufrechterhalten werden. Quelle

………..Test von B12 und Homocystein……..

Um Ihren Vitamin B12-Status genau zu bestimmen, ist es ratsam, sowohl einen direkten Vitamin B12-Test zu machen, als auch den Homocystein-Spiegel im Blut zu messen. Nur diese beiden Tests können zusammengenommen ein umfassenderes Bild Ihres Vitamin B12-Status liefern.

Ein direkter Vitamin B12-Test misst den Gehalt an Vitamin B12 im Blut direkt, während ein Homocystein-Test indirekt auf einen möglichen Vitamin B12-Mangel hinweisen kann, da ein erhöhter Homocystein-Spiegel oft mit einem Vitamin B12-Mangel in Verbindung gebracht wird.

Der Vitamin-B12-Test (Cobalamin-Test), als auch der Homocystein-Test, sind ein medizinischer Test, bei welchem der Vitamin-B12-Spiegel, bzw. der Homocystein-Spiegel im Blut ermittelt werden.

Während des Tests wird eine Blutprobe aus einer Vene entnommen, typischerweise aus dem Arm. Die Probe wird dann zur Analyse an ein Labor geschickt. Die Ergebnisse des Tests zeigen den Vitamin-B12-Spiegel im Blut an. Normale B12-Spiegel liegen typischerweise zwischen 200 und 900 Pikogramm pro Milliliter (pg/ml) oder zwischen 150 und 660 Pikomol pro Liter (pmol/L), obwohl der spezifische Referenzbereich je nach Labor leicht variieren kann.

Wenn die Testergebnisse auf einen niedrigen Vitamin-B12-Spiegel oder einen erhöhten Homocystein-Spiegel hindeuten, sind möglicherweise weitere Untersuchungen erforderlich, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln. Dies kann zusätzliche Tests beinhalten, wie z. B. die Messung anderer verwandter Blutmarker oder die Durchführung weiterer diagnostischer Verfahren.

Kostenübernahme durch Krankenkasse

Wenn eine Erkrankung oder Medikation bekannt ist, die zu einem Vitamin-B12-Mangel führen kann oder ein begründeter Verdacht auf einen Vitamin-B12-Mangel vorliegt, können die Kosten für eine Vitamin-B12-Bestimmung von den Krankenkassen übernommen werden. Untersuchungen auf Vitamin-B12-Mangel bei symptomfreien Menschen sind IGeL. Quelle

Seit der Änderung der Gebührenordnung für Ärzte (EBM = Einheitlicher Berechnungsmaßstab) vom 1.4.2005, hat auch die Bestimmung von Homocystein eine eigene Ziffer (32318) und kann somit von Ärzten abgerechnet werden. Quelle

 

       Polyneuropathie und Vitamin B12      

Polyneuropathie bezieht sich auf einen Zustand, der durch eine Schädigung oder Dysfunktion mehrerer peripherer Nerven gekennzeichnet ist. Es kann verschiedene Ursachen haben, und eine der möglichen Ursachen ist ein Mangel an Vitamin B12.

Vitamin B12, auch bekannt als Cobalamin, ist ein essentieller Nährstoff, der eine entscheidende Rolle für die Funktion des Nervensystems spielt. Es ist an der Bildung und Aufrechterhaltung von Myelin, der Schutzabdeckung von Nervenfasern, beteiligt.

Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Schäden an den Nerven führen, einschließlich der Nerven im peripheren Nervensystem.

Wenn jemand einen Vitamin-B12-Mangel hat, funktionieren die Nerven möglicherweise nicht richtig, was zu Symptomen wie Taubheit, Kribbeln und Schwäche in den Extremitäten führt (in der Regel beginnend in den Füßen und Händen). Diese Symptome können fortschreiten und auch andere Teile des Körpers betreffen. Andere Anzeichen und Symptome eines Vitamin-B12-Mangels können Müdigkeit, Schwierigkeiten mit Gleichgewicht und Koordination, Gedächtnisprobleme und Stimmungsschwankungen sein.

Wenn ein Vitamin-B12-Mangel als Ursache für Polyneuropathie vermutet wird, ist es wichtig, den zugrunde liegenden Grund für den Mangel zu identifizieren. Die häufigste Ursache ist ein Problem mit der Aufnahme von Vitamin B12 im Verdauungssystem. Dies kann aufgrund von Erkrankungen wie perniziöser Anämie, Magen-Darm-Operation oder bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen auftreten.

Die Behandlung der Polyneuropathie, die durch einen Vitamin-B12-Mangel verursacht wird, beinhaltet die Behandlung des Mangels selbst. Dazu gehört in der Regel eine Vitamin-B12-Supplementierung, entweder durch orale Nahrungsergänzungsmittel oder Injektionen. In den meisten Fällen verbessern sich die Symptome mit einer angemessenen Behandlung, obwohl es Zeit dauern kann, bis die Nerven heilen und die Symptome vollständig verschwunden sind.

Es ist wichtig, einen Arzt zu konsultieren, wenn Sie vermuten, dass Sie einen Vitamin-B12-Mangel haben oder Symptome einer Polyneuropathie haben. Sie können die notwendigen Tests durchführen, um den Mangel zu diagnostizieren, und geeignete Behandlungsmöglichkeiten empfehlen

Aktualisiert: 2024-02-17