Dornröschen

Angehörige, die unsichtbaren Helden im Alltag.

In den zurückliegenden Tagen lernte ich ein Ehepaar kenne, welches sich zum Einen um den erkrankten Vater (69/5/MSA) sorgte. Aber noch viel mehr um die sich in der Betreuung aufreibende Mutter/ Schwiegermutter.
Dann war da noch die Ehefrau einer noch im Berufsleben stehenden Angestellten, die Ehefrau eines berenteten Erkrankten, der Ehemann einer frisch Berenteten, der Ehemann einer Frau, bei der es jüngst offenbar wurde, das Arbeiten im gewohnter Art und Umfang nicht mehr möglich ist – es geht einfach nicht mehr. Und die erkrankte Angestellte mit dem Chef, dessen Vater erkrankt ist. Diversität mal ganz anders.

Die Aufzählung gleicht weniger einem strukturierten Lebensbaum als mehr einer Dornröschenhecke. Schwer zu durchdringen, wenn man am eigenen Leben hängt.

In den Gesprächen wurden Hoffnungen formuliert, Wünsche geäußert, Meinungen verkündet und Fragen gestellt. Man wird gefragt – und sucht doch selber nach Antworten. Dem Ehepaar konnte schnell geholfen werde: Termin beim Prof., zweite Meinung einholen, kann nie schaden.

Wie aber erkläre ich Angehörigen, was sie in den nächsten Jahren zu erwarten haben von einer degenerativen Erkrankung. Wo es doch im Frühstadium so aussieht, als kämen alle Beteiligten relativ glimpflich davon. Und das aus nachvollziehbaren Gründen glauben wollen.  Diese in die dPV Gruppen der 70+ Erkrankten zu schicken, ist alles Andere als Hilfreich. Wirklich nicht. Gruppenleiter raten davon ab. Internetrecherchen – raten die ab, die nach Antworten gesucht haben.

Ich denke, was wir leisten können ist, ein regelmäßiges Beratungsangebot von Erfahrungsprofis. Wir können uns mit erlebtem Wissen und Authentizität einbringen. Das ist unsere Stärke. Dieses ergänzen wir mit den Erfahrungen von Profis, also jenen, die von Berufswegen mit uns zu tun haben. Das machen wir jetzt einfach mal.
Komisch, das da vorher noch niemand drauf gekommen ist.

01/09/2020