Ich kann die dPV jetzt nicht alleine lassen

Wann wenn nicht jetzt

Die aktuelle Ausgabe Nr. 158 von „Leben mit Zukunft“ zitiert die alte und neue erste Vorsitzende mit den Worten Ich kann die dPV jetzt nicht alleine lassen“.Lassen Sie mich Ihnen zurufen Frau Kaminski: „Wann wenn nicht jetzt“. Die Gelegenheit war günstig. Sie wurde verpasst. 

Für Außenstehende sieht es zu weilen aus, als wäre die dPV ein geriatrische Haufen kranker alter Menschen. Angeführt von einer 84-jährigen, die sich ganz offensichtlich „four more Years“ vorstellen kann.

Immerhin, diese hat sich, während der Pandemie, viele Gedanken gemacht. In ihrem Vorwort lässt sie uns an ihrer Gedankenwelt teilhaben. Wir lesen dort von einem neuen drohenden Lockdown, wirtschaftlichen Folgen, und das irgendwie ein Superwahljahr 21 ins Haus steht. 

Sie zitiert die Bundeskanzlerin, unter dem machen wir es natürlich nicht, und ruft uns, wie diese auf, im Verwandten- und Freundeskreis für die Impfung zu werben. Auch Jens Spahn findet Erwähnung. Mit diesem, ihm in den Mund gelegten drohenden Zitat: „dass wir die Freiheit erst zurück bekommen, wenn wir alle geimpft sind“. Freiheit – ein großes Wort.

Nur einen Satz später weiß die Autorin, dass die Bundestagswahl politische Veränderungen bringen wird. Auch im Gesundheitswesen. Des Weiteren kommt die Digitalisierung, und niemand denkt da an die Alten.
Außer an die allein lebenden Heimbewohner. Denen drückt man, weis der personifizierte Sachverstand zu berichten, ganz offensichtlich Laptops in die Hände mit den Worten: „und jetzt los, wir digitalisieren“. Hört man ja immer wieder. Flächendeckend überforderte, allein lebende Heimbewohner mit Laptops auf den Knien. Man könnte ja die Kinder um Hilfe bitten. Aber das sieht Frau Kaminski anders. Die Kinder fragen, geht‘s noch?

Eine Überleitung geschickt vermeidend, geht es weiter mit Plattitüden aus ihrer Gedankenwelt. Immerhin, es ist ihr wichtig, „dass die dPV mit einer effektiven Interessenvertretung auch nach der Bundestagswahl in Berlin präsent ist“.

(In Berlin leben geschätzt 20.000 Menschen die an Parkinson erkrankt sind, sowie geschätzt 50.000 Angehörige. Die Regionalgruppe Berlin hat ungefähr 350 Mitglieder. Tendenz fallend. Die sinkende Mitgliederzahl ist dem Altersdurchschnitt geschuldet, 80 % sind über 70 Jahre alt. Von einer „effektiven Interessenvertretung in Berlin“ kann nicht die Rede sein.)

Blieb es bisher bei der unreflektierten Aufzählung von Sachverhalten, hat die erste Vorsitzende hier sehr konkrete, problemorientierte Lösungsvorschläge zu machen.
Und zwar kann die geneigte Leserschaft „unseren mitgliederstarken Verband“ unterstützen, dass „wir bei den Koalitionsverhandlungen gehört und gesehen werden“.

Und die Lösung ist so genial wie einfach. Sie fordert uns auf: „machen sie im Verwandten und Freundeskreis auf uns aufmerksam“. Weil wir dann im politischen Raum durch Wachstum und Größe gesehen werden.

Das alles grenzt an verfehlte Realitätswahrnehmung, Größenwahn statt Größe, Konzeptlosigkeit, und Verhöhnung aller ehemaligen und aktiven dPV Mitglieder.

„Ick kann janich so viel fressen, wie ick kotzen möchte!“
Max Liebermann, 1934, Berlin

Vielleicht ahnte das Redaktionskollegium so etwas. Das erklärt dann den Themenschwerpunkt Ernährungs- und Fasten-Tipps im vorliegenden Heft.

Freiheit.
Fast hätte es geklappt, und der Realo-Flügel der 63 stimmberechtigten Delegierten der Delegiertenkonferenz 2021, hätte die den meisten sicherlich völlig unbekannte Herausforderin, Margret Hey, zur neuen ersten Vorsitzenden gewählt. So konnte die alte/neue erste Vorsitzende 31 Stimmen für sich und 25 Stimmen gegen sich verbuchen. Darüber hinaus gab es fünf Enthaltungen und zwei ungültige Stimmen.

Wie knapp es wirklich war, zeigt folgendes Zahlenspiel. Zwar hat die erste Vorsitzende in dieser Funktion kein eigenes Stimmrecht bei der Wahl. D.h. jedoch nicht, dass sie nicht trotzdem aktiv mit wählen konnte. Und das geht so:

Die Satzung der dPV regelt unter § 10.3 das die Bundesbeauftragten für JuPa, PSP, MSA und THS … unabhängig von der vorstehenden Regelung je eine Stimme in der Delegiertenversammlung…haben.“

Frau Kaminski vereint in Personalunion die Funktionen der Bundesbeauftragten sowohl für PSP, als auch für MSA und THS. Macht drei Stimmen. Es ist anzunehmen, dass Frau Kaminski unter der zermürbenden Last der Selbsterkenntnis, Zitat: „ich kann die dPV doch jetzt nicht alleine lassen“, dreimal für sich selber gestimmt hat, um so auf Nummer sicher zu gehen.

Freiheit, Demokratie, Interessenvertretung, Selbstbestimmung – zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Deutsche Parkinson Vereinigung Neuss unter ihrer neuen ersten Vorsitzenden weit von solchen Attributen entfernt.