Team Retardiert – Wenn das Leben einfriert

Wenn das Leben einfriert: Warum viele Partner*innen nach der Parkinson-Diagnose in Inaktivität verfallen – und wie man sich selbst dabei nicht verliert

„Ich wusste nicht, wer von uns beiden mehr aus dem Takt geraten war – er mit der Diagnose oder ich, die plötzlich in einer Welt ohne Farbe stand.“

Team Retardiert - Wenn das Leben einfriert

Redaktionssitzung bei Team Retardiert – Arbeitstitel: Wenn das Leben einfriert

Die Parkinson-Diagnose trifft selten nur eine Person. Sie trifft Paare. Familien. Systeme.
Und oft geschieht etwas Unerwartetes: Nicht nur der/die Erkrankte verändert sich – auch der gesunde Partner fällt in eine Art emotionale Starre, eine Inaktivität, die schwer zu greifen ist. Alles wird plötzlich Routine, Funktion, Schweigen.

Warum ist das so? Und vor allem: Muss das so bleiben?


Die stille Schockstarre

Zunächst ist da der medizinische Moment: die Diagnose. Kurz, sachlich, eindeutig – und trotzdem ein Erdbeben. Was folgt, ist nicht nur Sorge, sondern oft ein psychischer Rückzug auf beiden Seiten. Während der/die Erkrankte gegen Ängste, Symptome und Kontrollverlust kämpft, rutscht der/die Partner*in leise in eine Rolle, die ebenso belastend ist:
Die des stillen Mitbetroffenen.

Diese Rolle funktioniert äußerlich gut:

  • Man organisiert Termine.

  • Man googelt nach Therapien.

  • Der Mann ist stark.

Aber innerlich geschieht etwas anderes:
Man verliert sich selbst, ohne es zu merken.


Inaktivität als Selbstschutz

Diese emotionale Inaktivität ist kein „Fehler“ – sie ist ein psychologischer Selbstschutz . Das Gehirn fährt herunter, weil die Komplexität der Situation kaum zu verarbeiten ist.
Die Zukunft ist ungewiss, die Liebe unter Druck, der Alltag verdichtet. Und was oft vergessen wird:
Auch im Gehirn des Partners sinkt die Dopaminaktivität – biologisch messbar.

Motivation, Offenheit, Neugier?
Versiegen genauso wie beim Erkrankten.

Das Ergebnis:
Man fühlt sich nicht nur hilflos – man wird es tatsächlich auch.


Das Problem: Niemand spricht darüber

In der klassischen Medizin hat der/die Partner*in eine klare Rolle: Versorgen. Unterstützen. Aushalten.
Doch es fehlt der Raum für Trauer, Wut, Rückzug, Zweifel – für all das, was auch im gesunden Teil des Paares passiert.

  • Wer hält dich, während du hältst?

  • Wer fragt dich, was du willst, fühlst, brauchst?

  • Wer sagt dir, dass du nicht nur mitbetroffen bist, sondern auch betroffen bist – auf deine eigene Weise?

Diese Fragen bleiben oft unbeantwortet. Und genau darin liegt die Gefahr:
Was als funktionaler Rückzug beginnt, wird mit der Zeit zur chronischen Selbstverleugnung.


5 Dinge, die du wissen musst, wenn du dich darin wiedererkennst:

  1. Deine Inaktivität ist eine Reaktion – keine Schwäche.
    Sie zeigt, dass dein System auf Alarm steht. Du darfst innehalten – aber du darfst dort nicht wohnen bleiben.

  2. Pflege beginnt bei dir.
    Wer dauerhaft nur gibt, verliert irgendwann die Verbindung zu sich selbst. Das ist nicht edel – das ist ungesund.

  3. Du darfst eigene Wege gehen.
    Du musst nicht auf die nächste Untersuchung warten, um dich lebendig zu fühlen. Du darfst Neues denken, fühlen, erleben.

  4. Du bist nicht egoistisch, wenn du dich entwickelst.
    Im Gegenteil: Ein lebendiger Partner ist eine Ressource – kein Risiko.

  5. Es gibt keine Liebe ohne Bewegung.
    Stillstand tötet mehr Beziehungen als Konflikte. Auch mit Parkinson darf Liebe wachsen, sich verändern, sich reiben.


Was jetzt hilft

  • Sprich mit anderen, die das kennen.
    Selbsthilfegruppen für Angehörige, Foren, geschützte Räume – oft genügt ein Gespräch, um den inneren Motor wieder zu starten.

  • Hol dir Input, der dich nährt.
    Bücher, Podcasts, Beratung – es geht nicht um Therapie, sondern um Perspektiven.

  • Mach eine Sache pro Woche, die nur für dich ist.
    Nicht als Flucht, sondern als Erinnerung: Du bist noch da.

  • Stell Fragen, auch unbequeme.
    Wie werde ich leben? Wie wollen wir leben? Was ist verhandelbar – und was nicht?


Schlusswort: Liebe heißt nicht, sich aufzugeben

Parkinson ist eine Krankheit des Nervensystems – aber zu oft wird daraus eine Krankheit der Beziehung.
Nicht, weil es so sein muss. Sondern, weil niemand uns sagt, dass zwei Systeme reguliert werden müssen, nicht nur eines.

Wenn du dich gerade leer, müde, unklar fühlst – sei nicht zu hart mit dir.
Aber sei auch nicht zu still. Bewegung beginnt mit einem Gedanken.

Und vielleicht ist dieser Artikel dein erster.

Das Team Retardiert ist eine Produktion von parkinsonberlin.de unter Zuhilfenahme von ChatGPT.
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